Vereinschronik
(von unserem Ehrenvorsitzenden Anton Schick)
Im Jahr 1924 trafen sich in Troisdorf im Hotel „Zum Kronprinzen“ einige junge Leute, um dort regelmäßig Schach zu spielen. Nach einigen Wochen gründeten sie dann den 1. Schachklub Troisdorf. Zu ihrem Vorsitzenden wählten sie den Schreiber dieser Zeilen. Die Zeiten waren damals, kurz nach der Inflation, nicht gut.
Die ersten Arbeitslosen wurden registriert, die Löhne waren niedrig, die Studenten erhielten keine Beihilfen. So kam der Schachbetrieb nach einigen Vergleichskämpfen mit den Vereinen aus Hennef und Siegburg allmählich zum Erliegen.
Monate später errichtete der damalige Bauunternehmer Alois Remmel an der Altenrather Straße das heute noch bestehende Waldcafe Haus „Ravensburg“. In einem Gespräch mit Herrn Remmel erörterte ich die Möglichkeiten, den Schachklug wiederaufleben zu lassen. Herr Remmel zeigte sich interessiert und versprach, dem Klub finanziell zu helfen. Unter anderem wurde vereinbart, daß die Bedienung zwar das Spielzimmer betreten, die anwesenden Spieler jedoch nicht zu einer Bestellung auffordern sollte. Da inzwischen die Zahl der Arbeitslosen weiter gestiegen war, richteten wir Patenschaften ein, d. h. noch im Berufsleben stehende Spieler übernahmen die Beitragszahlungen für erwerbslose Vereinsmitglieder usw..
Die erste größere Veranstaltung, die wir durchführten, war eine Simultanveranstaltung von Professor Deichmann, dem damaligen Leiter des Kölner Schachverbands.
Das Schachleben innerhalb des Siegkreises nahm inzwischen einen ungeahnten Aufschwung. Neben den Schachvereinen in Siegburg, Hennef und Troisdorf entstanden Schachvereine in Eitorf, Dollendorf, Spich, Sieglar, Siegburg-Mülldorf, Lohmar, Honnef und Königswinter.
Auch die Schachvereine von Porz und Vilkenrath meldeten sich zum Siegkreis an. Diese Vereine wählten mich dann zum Kreisvorsitzenden.
Die 1. Schachklub Troisdorf wurde damals zu einem Begriff. Zum erstenmal spielten wir außer mit Seniorenmannschaften auch mit unserer Jugendmannschaft, aus der später gute Spieler wie Dr. Fritzen, Peter Saamen und andere hervorgingen. In dieser Zeit spielte Großmeister Fritz Sämisch bei uns an zehn Brettern blind. Bei einer unentschiedenen Partie siegte er neunmal.
Am 12.11.1933 schließlich weilte Großmeister E. Bogoljubow zu einer Simultanveranstaltung bei uns. Er spielte an 40 Brettern, siegte 36 mal, machte drei Remis und verlor nur eine Partie. In den Akten unseres Vereins ist noch eine Quittung erhalten, die Bogoljubow damals für sein Honorar ausstellte. Sie hat folgenden Wortlaut:
E. Bogoljubow
Für Simultanspiel in Troisdorf
am 12.11.33 16 RM 25 Pfg erhalten.
Neben Schachwettkämpfen führten wir Karneval, Kirmes und Sylvester gesellschaftliche Veranstaltungen durch, wobei Herr Remmel jeweils das Risiko übernahm.
Schwierigkeiten bekam der Klub eigentlich erst wieder nach der Machtergreifung, d. h. die Schwierigkeiten betrafen weniger den Klub als meine Person. Wie alle Vereine sollte auch unser Klub gleichgeschaltet werden. Das bedeutete er wurde der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ angeschlossen und der Vorsitz mußte von einem Parteimitglied wahrgenommen werden. So schrieb mir der NS-Kreisgeschäftsführer am 21.9.1933: „…teilen wir Ihnen mit, daß Sie als Nichtparteimitglied für eine Zusammenarbeit nicht in Frage kommen können.“. Dann kam der Krieg.
Nach Rücksprache mit mir lagerte Dr. Fritzen wegen der Bombenangriffe alle Schachuhren nach Hessen aus. Bei Kriegsende wurde das Waldcafe von den Amerikanern besetzt. Nach meiner Heimkehr stieg ich von außen durch das Fenster in den Schachspielraum. Der Sohn Josef unseres Vereinswirtes Alois Remmel stand draußen Schmiere, und ihm reichte ich das noch vorhandene Spielmaterial hinaus. So wurden die meisten unserer Schachutensilien gerettet.
So konnten wir bald wieder mit dem Schachbetrieb beginnen. Zunächst spielten wir im Lokal Klein. Mitspielen durte, wer an den Spielabenden einige Briketts oder Holz zum Heizen mitbrachte.
Nachdem sich das Leben allmählich wieder normalisiert hatte, spielten wir seit 1952 wieder regelmäßig in den Meisterschaftsrunden mit.
Im gleichen Jahr führten wir auch zum erstenmal die Stadtmeisterschaft durch. VOn 1954 an spielten wir sieben Jahre ununterbrochen in der 2. Liga, wobei wir 1957 den größten Erfolg erzielten, als wir u. a. vor so guten Mannschaften wie Porz und Leverkusen und hinter Lasker Köln und SF Bonn den dritten Platz belegten.
Wegen Arbeitsüberlastung trat ich 1968 vom Klubvorsitz zurück.